Kurze Geschichte der Schützengesellschaft Ebern 1430 e.V.

Die Schützen- oder Pfingstgilden waren ehemals Vereinigungen von Bürgern, welche Übung in der Handhabung von Waffen, namentlich des Schießgewehres bezweckten - der letzte Rest der alten Waffenfähigkeit, die einst dem Bürger sowohl als Recht wie auch als Pflicht zustand und mit der Machtentwicklung der Städte eng zusammenhing.

 

Während die Patrizier Waffen und Rüstung der Ritter übernahmen wählten die übrigen Bürger nach Zünften oder Stadtvierteln (in den größeren Städten) geordnet vornehmlich Bogen oder Armbrust, später die Haken- oder Handbüchse.

 

Zur Übung in wirksamer Führung derselben bildeten sich unter Anlehnung an das altgermanische "Maifest" Schützenvereine in der damals üblichen Form von Gilden. Diese hatten Schützenhäuser, Schießbahnen und eine Vereinskasse. Sie hielten jährlich, meistens zu Pfingsten oder im Mai Schützenfeste ab, welche für die Bürger dieselbe Bedeutung gewannen wie für die Ritter die Turniere.

 

Die Glanzzeit dieser Feste fällt in das 15./16. Jahrhundert und Anfang des 17. Jahrhunderts.

 

Sie diente den Städten auch zur Schließung und Festigung von Bündnissen und erhielten so auch politische Bedeutung. Jede Schützengesellschaft wählte aus ihrer Mitte einen Schützenmeister und hatte ihre Rechte, Pflichten und Privilegien, sowie ihre geschriebenen, vom Magistrat oder Landesfürsten bestätigten Statuten.

 

Die Zeit der Gründung der Schützengesellschaft Ebern lässt sich aus Mangel an diesbezüglichen Urkunden nicht genau feststellen, man kann jedoch aus der Benennung "Schützenthor" im Jahre 1430 auf das Vorhandensein einer solchen wohl schließen.

 

So heißt es in dem Bericht über den großen Stadtbrand im Jahre 1430 in der Chronik: "... die ganze Stadt war von der Feuersbrunst verheert bis auf 3 Häuser, unter diesen das Haus des Hans Knurz am Schützenthor".

 

Bereits im Jahr 1477 findet sich im Zusammenhang mit der Erbauung der Stadtmauer wiederum der Name "Schützenthor" und "Schützengraben".

 

Im Jahre 1551 wurde in der Au, bei Sandhof, ein großes Schützenfest abgehalten, wobei der erste Preis ein ganzer Ochse war. 1656 wurde das in der Nähe des Schützentores in der Au stehende Schießhaus wegen Baufälligkeit abgebrochen, worauf das auf dem Siechanger gestandene, in Verfall geratene wieder aufgebaut wurde.

 

Da nun nachweisbar schon von altersher in der Au ein Schießhaus gestanden und das jetzige Sandhöfer- oder Neubrückentor seine ältere Benennung "Schützenthor" dem Umstande zuzuschreiben hat, daß auch neben dem Schießplatz auf dem Siechanger die Schützen des öfteren auch nach ihrer zweiten Schießstätte zogen, schossen und Feste abhielten, so kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß diese Benennung im Jahre 1430 auch tatsächlich auf nichts anderes zurückzuführen ist als auf die in dessen Nähe befindliche Schießstätte einer damals schon bestandenen Schützengilde, zu welcher der Weg durch genanntes Tor geführt haben muß.

 

Es muß also die damalige Schützengilde Eberns schon von Bedeutung gewesen sein, wenn Stadttor und Graben nach ihr benannt wurden. Das in Ebern zeitweise, und zwar schon in frühester Zeit, 2 Schießhäuser bestanden haben, neben dem am Schützentor auch eines schon Mitte des 15. Jahrhunderts auf dem Siechanger, kann man aus einem Vertrag des Hermann von Rotenhan mit der Stadt Ebern vom 19. Juli 1827 entnehmen, in dem es heißt: "... er darf und wird beiderseits fortbenutzt nach dem alten Herkommen und der in dem Rezesse vom Jahre 1465 bestimmten Weise und soll auch jeder Teil fernerhin in seinem früheren Genusse verbleiben. Die Stadt Ebern kann ihr Siech- und Schützenhaus wieder darauf erbauen und benützen."

 

Wahrscheinlich wurden beide Schützenhäuser bei dem Brande und der Verwüstung der Stadt im dreißigjährigen Krieg mit eingeäschert oder kam im Laufe des Krieges in Verfall. Im Jahre 1656 wurde das in der Au in ruinösem Zustande sich befindliche Schützenhaus abgebrochen und ein solches auf dem Siechanger wieder erbaut, bis dieses im Jahre 1814 von den damals mit uns verbündeten Russen, denen es bei ihren Exerzierübungen hinderlich war, erneut eingelegt wurde.

 

Der eigentliche Name der Schützengilde Ebern kommt urkundlich in einer Einladung der Stadt Schleusingen vom 3. September 1517 vor, wo Bürgermeister, Rat der Stadt und deren Schloßmeister und Schießgesellen zu einem großen Schützenfest eingeladen worden waren.

 

Es sind noch weitere interessante Einladungen in ihren Orginalen im städtischen Archiv vorhanden:

Mainbernheim vom 03. September 1604

Schweinfurt vom 24. August 1623

Volkach vom 17. September 1623

Seßlach vom 17. Februar 1624

Coburg vom 17. Oktober 1624

 

Das wichtigste Schriftstück das bisher bekannt ist dürfte jedoch die im Jahre 1584 gegebene Schützenordnung sein. Dieses sind die bis dato im Stadtarchiv gefundenen urkundlichen Nachweise der sicher schon sehr alten Schützengesellschaft Ebern, der Tätigkeit leider öfters durch direkte oder indirekte Kriegseinwirkungen (30-jähriger Krieg, 1814, 1914-1918, 1939-1945) lahm gelegt wurde.

 

Zum Aufblühen des Schützenwesens kam es, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland nach dem Revolutionsjahr 1848. Das überall erwachte Streben nach Einigkeit fand mit der Gründung des deutschen Schützenbundes am 11. Juli 1861 in Gotha seinen Höhepunkt.

 

In Anbetracht der neuen Blüte des Schützenwesens wurde im Jahre 1868 eine neue, allgemeine Schützenordnung für das Königreich Bayern erlassen, die in einigen Punkten auch heute noch von Bedeutung ist.

In Ebern bestand um 1898 nachweisbar eine Schützengesellschaft, die sehr rege war, wie beispielsweise aus Zeitungsberichten zu ersehen ist.

 

1900 schließlich war das Jahr der Schützen in Ebern, es wurde die neue Fahne geweiht! Anlässliche dieses Festes findet sich in der Zeitung von 1900, Baunach- und Itzbote, zugleich Bote des Weisachgrundes, der Aufruf, sich zum gemeinsamen Erinnerungsfoto einzufinden. Diese Aufnahme kam erst in den letzten Jahren wieder in die Hände der Eberner Schützen.

 

1926 entstand schließlich das Schützenhaus am Kriegerhain, welches bis in die 60-er Jahre so blieb und zu KK-Schießen benutzt wurde. In den Jahren des 1. und 2. Weltkrieges waren mit Sicherheit, wie bereits erwähnt, keine Schützen-Aktivitäten möglich. Die Wiedergründung der königlich- priviligierten Schützengesellschaft war am 24.03.1953 im Lokal Forster. Initiatoren waren die Schützen Richard Karl und Forstmeister Nissen, der erste Schützenmeister, jetzt Ehrenschützenmeister hieß Franz Einwag.

 

Die Schießstätten der jetzt stark aufkommenden Luftdruckwaffen waren in den Lokalen Forster, Gall und Spitlbauer. Nachdem sich kein urkundlicher Nachweis erbringen ließ, welche das "königlich privilegiert"  bestätigt hätte, mußte dieser Titel aufgegeben werden.

 

Der Um- und Ausbau des Schützenhauses am Kriegerhain, an der Gleusdorfer Straße erfolgte in 3 Phasen unter der Leitung des damaligen 1. Schützenmeisters, später Ehrenschützenmeister, Josef Waas.

 

1976 wurde der Wirtschaftsraum um- und ausgebaut, 1975 konnte man den links an das alte Haus angebauten LG/LP- Stand fertigstellen und schließlich 1978 den KK-Stand, an welchem bereits in den 60-er Jahren US und Bundeswehr Schiebearbeiten geleistet hatten.

 

1989 hatte unsere Schützengesellschaft rund 130 Mitglieder, 7 Mannschaften schossen im Schützengau Schweinfurt um Ringe, Teiler und Plätze.

 

Am 1. Juli 1989 konnte die neu geschaffene Vereinsfahne der Öffentlichkeit vorgestellt werden, am 02. Juli wurde diese im Rathaus der Stadt geweiht.

 

An dieser Stelle einen herzlichen Dank und Schützengruß an den Verfasser dieses Textes, Armin Dominka.